Quantcast
Viewing latest article 2
Browse Latest Browse All 4

Von: André Kühnlenz

@fali

Gut, was muss denn passieren, damit die Exporte nicht unbedingt sinken, wenn Deutschland versucht seinen Leistungsbilanzüberschuss bewusst zu reduzieren. So plausibel das Argument auch sein mag, dass die Kritik an den Überschüssen nicht auf die Exportstärke sondern auf die Importschwäche abzielt: Ausschließen können wir nicht, dass ein sinkender Exportüberschuss auch mit sinkenden Exporten einhergeht. Deswegen ist es in meinen Augen ein schwaches Argument.

Gehen wir einmal davon aus, dass ein bewusster Überschussabbau am ehesten durch ein Investitionsprogramm/Staatsfonds passieren könnte. Auf Lohnerhöhungen, so notwendig sie auch sein mögen, brauchen wir wohl kaum hoffen. Deutschland hatte vergangenes Jahr einen Exportüberschuss von 160 Mrd. Euro. Mal angenommen, davon fließen 30 Mrd. Euro nicht als Kapitalexport ins Ausland, sondern sie werden im Inland ausgegeben für heimische Vorleistungs-, Konsum- und Investitionsprodukte und sowie für Importe.

Dann würde das Ausland mit einem Schlag 30 Mrd. Euro weniger als Kredit bekommen, mit dem es zum Beispiel in Deutschland Produkte kaufen könnten. Das muss natürlich nicht heißen, dass dies sofort eins-zu-eins auf deutsche Exporte durchschlägt. Zwischendurch werden vielleicht auch weniger französische Autos gekauft, was zu weniger Einkommen in Frankreich und dort zu weniger Importnachfrage nach deutschen Maschinen führt. Über den Zweitrundeneffekt bekommen es am Ende dann doch die deutschen Exporteure zu spüren.

Auch wenn Frankreich vor der Krise die meisten Kredite an die heutigen Krisenländer vergeben hat, waren die Franzosen ihrerseits seit 2005 auf Refinanzierung vor allem aus Deutschland angewiesen und sie sind es noch heute. Von 2005 bis 2012 hat Frankreich ein Leistungsbilanzdefizit von 250 Mrd. Euro in der Summe angesammelt. In Spanien kamen von 1999 bis 2012 eine Summe von 600 Mrd. Euro zusammen. Ob am Ende die Franzosen oder die Spanier die deutschen Autos auf Pump gekauft haben, spielt im Endeffekt keine Rolle. Bezahlt haben am Ende immer die Deutschen, mit den rund 1,5 Billionen Euro Kapitalexport von 2001 bis 2012. (Dass mittlerweile die Krisenländer auf Überschüsse zusteuern, lassen wir hier einmal außer Acht…)

Zurück zu den 30 Mrd. Euro… Auf einen Schlag sinken die deutschen Exporte also von 1380 Mrd. Euro auf 1350 Mrd. Euro. Wenn wir ein Sechstel für Importe ausgeben – also rund 5 Mrd. Euro – dann steigen die Importe von rund 1220 auf 1225 Mrd. Euro. Und statt eines Exportüberschusse von 160 Mrd. Euro hätten wir nur noch einen von 125 Mrd. Euro. Der Überschuss wird natürlich noch mehr sinken, weil die 30 Mrd. Euro – die jetzt zuhause ausgegeben wurden – auch zu mehr Einkommen in Deutschland führen, was die Importnachfrage noch stärker anziehen lässt. Nur wenn dieses zusätzliche Einkommen die 30 Mrd. Euro ursprünglichen Kapitalexports komplett ersetzt und wieder als Kredit ins Ausland fließt, würden die deutschen Exporte nicht sinken.

Oder? Ist das überhaupt möglich?


Viewing latest article 2
Browse Latest Browse All 4